Bremen, 10.08.2024 (fs) – In der Stadt Schwarzenbek steht die Barrierefreiheit vor großen Herausforderungen. Die Problematik erstreckt sich über diverse Bereiche, wobei insbesondere die neu errichteten Bushaltestellen für den Stadtbus hervorstechen, da sie nicht den Anforderungen an eine barrierefreie Infrastruktur genügen. Dies stellt für Menschen mit Behinderungen ein erhebliches Hindernis dar. Darüber hinaus sind zahlreiche weitere öffentliche Orte und Einrichtungen in Schwarzenbek nicht ausreichend auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen ausgerichtet.
Die Stadtverwaltung hat jedoch erkannt, dass Handlungsbedarf besteht und ist bestrebt, die Situation zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist die Entwicklung eines umfassenden Aktionsplans für Inklusion vorgesehen, der in enger Zusammenarbeit mit Fachleuten, Betroffenen und deren Interessenvertretern erarbeitet werden soll. Ziel ist es, eine inklusive Gemeinschaft zu fördern, in der jeder Mensch gleichberechtigt teilhaben kann.
Für die Umsetzung dieses Vorhabens konnte die Stadt Schwarzenbek namhafte Partner gewinnen. Die Louisenhof gGmbH und das Lebenshilfe-Werk, beides etablierte Institutionen im Bereich der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen, haben ihre Mitwirkung zugesagt. Des Weiteren wurde das Büro „Mehrwerte GmbH“ beauftragt, welches bereits Erfahrungen durch die Erstellung eines Inklusionsplans für den Kreis Herzogtum Lauenburg sammeln konnte.
Etat von 30.000 Euro
Die Finanzierung dieses wichtigen Projekts ist durch einen Etat von 30.000 Euro gesichert, was die Ernsthaftigkeit und das Engagement der Stadt in dieser Angelegenheit unterstreicht. Trotz dieser positiven Entwicklungen muss die Stadt einen herben Verlust hinnehmen: Klaus Gawlik, der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte, hat nach sechs Jahren wertvoller Arbeit seinen Rücktritt angekündigt. Sein Ausscheiden zum Ende der Wahlperiode im November hinterlässt eine Lücke, die es zu füllen gilt, um die Fortführung der wichtigen Arbeit in Sachen Barrierefreiheit und Inklusion sicherzustellen.
„In der gegenwärtigen Situation ist die Rolle eines Behindertenbeauftragten, der als unparteiischer Beobachter agiert und auf spezifische Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen aufmerksam macht, von entscheidender Bedeutung. Es ist äußerst bedauerlich, dass wir nicht länger auf die wertvollen Erfahrungen von Klaus Gawlik zurückgreifen können. Die zügige Bestellung eines Nachfolgers ist daher von höchster Dringlichkeit“, wie Maja Bienwald, die Vorsitzende des Sozial- und Kulturausschusses, betont.
Aktuell gibt es bereits einen Kandidaten für die Position, doch haben die Politiker in Absprache mit der verantwortlichen Fachbereichsleiterin Petra Scheerer beschlossen, eine erneute Ausschreibung zu initiieren. Dies soll sicherstellen, dass eine breitere Auswahl an qualifizierten Bewerbern zur Verfügung steht.
Der Aktionsplan
Der Aktionsplan sieht vor, eine Vielzahl von Beteiligten einzubeziehen, um eine umfassende Sammlung von Ideen auf einer soliden Grundlage zu gewährleisten. Diverse Themenbereiche wurden bereits im Vorfeld definiert. Es sind Arbeitsgruppen und Workshops geplant, die sich mit den komplexen Bereichen Gesundheit und Pflege, Mobilität, öffentlicher Raum und Barrierefreiheit, Freizeit, Kultur und Sport – einschließlich politischer Partizipation –, Wohnen – inklusive Kommunikation, Vernetzung und Unterstützung – sowie Bildung – von der Vorschule über die Schule bis hin zur Weiterbildung – auseinandersetzen und diese mit kreativen Vorschlägen bereichern sollen.
Auf der Ebene des Landkreises existiert bereits eine hauptberufliche Kontaktperson innerhalb der Verwaltung, die sich um die Anliegen von Menschen mit Behinderungen kümmert und die verschiedenen Projekte koordiniert. Eine solche Stelle wünscht sich Klaus Gawlik auch für Schwarzenbek. „Dies könnte durchaus sinnvoll sein, allerdings möchte ich den Ausgang der Arbeitsgruppen nicht präjudizieren“, unterstreicht Maja Bienwald. Gawlik selbst hatte bereits die Wichtigkeit einer hauptberuflichen Vertretung für die Interessen von Menschen mit Behinderungen hervorgehoben.
In Schwarzenbek leben 17.500 Menschen. Von ihnen haben, laut Gawlik, 3.200 eine Behinderung. Im Vergleich dazu hat die Stadt Geesthacht bereits Fortschritte in Sachen Inklusion gemacht. Dort existiert schon ein Inklusionsplan. Zudem ist Kathrin Abras seit dem 1. Juli 2022 als Inklusionsbeauftragte tätig. Sie steht den Bürgern im Rathaus beratend zur Seite.
Auftaktveranstaltung lässt Mängel sichtbar werden
Maja Bienwald teilt mit, dass man in Schwarzenbek schon vor der Corona-Pandemie einen Inklusionsplan erwogen hatte. Dieses Vorhaben musste jedoch aufgrund anderer dringender Probleme vorübergehend pausiert werden. Nun ist die Stadtverwaltung bestrebt, die Arbeit daran wieder aufzunehmen. Ziel ist es, innerhalb des nächsten Jahres einen umfassenden Aktionsplan zu entwickeln. Als ersten Schritt plant man eine Auftaktveranstaltung. Diese soll Mitte September im Festsaal des Rathauses stattfinden.
Die ersten Mängel sind bereits erkennbar. Ein Fahrstuhl allein macht einen Veranstaltungsort nicht barrierefrei. Auch im Saal sind Anpassungen nötig, um Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen die Mitwirkung am Aktionsplan und in Arbeitsgruppen zu ermöglichen, erläutert Maja Bienwald. Eine initiale Inspektion durch die Planer der Mehrwerte GmbH offenbarte Schwachstellen in der Mikrofon- und Videotechnologie.
Maja Bienwald führt weiter aus, dass Interessierte sich einer Themengruppe anschließen können. Diese Gruppen konvenieren viermal und erarbeiten je fünf Maßnahmen pro Thema. Dadurch entsteht ein Aktionsplan mit 25 spezifischen Maßnahmen, der anschließend realisiert wird. Das Auftakttreffen ist für den 18. September angesetzt.
Titelbild: hh oldman, 21493 Schwarzenbek, Germany – panoramio (5), CC BY 3.0