Bremen, 18.09.2024 (fs) – Seit ihrer Gründung im Jahr 1967 hat sich die Sporthilfe als zentrale Institution etabliert, die Deutschlands Spitzensportler:innen unmittelbar unterstützt. Nun steht eine signifikante Veränderung bevor: Die Förderstruktur der Organisation wird umgestaltet. Das primäre Ziel dieser Neuausrichtung ist es, herausragende Talente noch früher in ihrer Karriere zu fördern. Dabei soll zu jedem Zeitpunkt der sportlichen Laufbahn eine bedarfsgerechte Unterstützung gewährleistet sein, die auch die Vorbereitung auf die Zeit nach der aktiven Karriere einschließt.
Um dies zu erreichen, wird die Förderung der Sporthilfe individueller und transparenter gestaltet, mit einem verstärkten Fokus auf Leistung. Diese strukturellen Anpassungen werden ab dem 1. Januar 2025 wirksam. Karin Orgeldinger, Vorstand für Athletenförderung bei der Sporthilfe, betont die Dringlichkeit dieser Maßnahmen: „Es ist für die Sporthilfe von großer Bedeutung, unmittelbar nach den Spielen in Paris die notwendigen Schritte einzuleiten. So schaffen wir für unsere Athlet:innen optimale Bedingungen, um auch zukünftig Spitzenleistungen auf höchstem Niveau erbringen zu können.“
Die Grundlage für die zukünftige Förderpolitik bildet eine umfassende Analyse, die bereits seit den Olympischen Spielen 2021 in Tokio durchgeführt wird. Diese Analyse erfolgt in mehreren Phasen und unter aktiver Mitwirkung der Sportler:innen. „Wir haben den Athlet:innen aufmerksam zugehört“, erklärt Orgeldinger. „Mit der neu ausgerichteten Förderung der Sporthilfe kommen wir dem heutigen Bedarf an individuelleren Unterstützungsleistungen nach. Unser Ziel ist es, den Athlet:innen vor allem finanzielle Sicherheit zu bieten. Zudem unterstützen wir sie in ihrer Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erhöhung der öffentlichen Anerkennung ihrer Leistungen. Wir möchten die gesellschaftliche Vorbildfunktion unserer Athlet:innen stärken.“
Das „4-3-3-System“
Die zukünftige Förderstruktur der Sporthilfe wird nach einem innovativen „4-3-3-System“ ausgerichtet sein. Dieses System gliedert sich in vier Förderstufen: das Talent-Team, das Potenzial-Team, das Top-Team und das Alumni-Team. Jede Stufe ist auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der Athletinnen und Athleten zugeschnitten. Die Förderung erstreckt sich über drei miteinander verzahnte Bereiche: finanzielle Unterstützung, Kompetenzentwicklung und ein breites Spektrum an Partner- und Serviceleistungen. Diese sind wiederum auf drei finanzielle Förderschwerpunkte ausgerichtet: eine Basisförderung, individuell zugeschnittene Förderbausteine und Prämienzahlungen für besondere Leistungen.
Franziska van Almsick, die ehemalige Weltklasse-Schwimmerin und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Sporthilfe, betont die Bedeutung der neuen Fördersystematik als proaktiven Schritt hin zu dringend benötigten Reformen in der deutschen Spitzensportförderung. Sie ist überzeugt, dass diese Neuausrichtung einen wesentlichen Beitrag zum zukünftigen Erfolg deutscher Athletinnen und Athleten auf höchstem Niveau leisten wird.
Mit der Einführung der neuen Förderstruktur wird sich die Sporthilfe von der bisherigen Praxis lösen, ihre Förderung an die Kaderstrukturen des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) anzupassen. Ab dem Jahr 2025 wird die Größe der Teams auf der Grundlage der DOSB-Kadersystematik und den Erfolgen der letzten vier Jahre festgelegt. Dies schafft ein zusätzliches Anreizsystem, das leistungsstarke Verbände und deren Athletinnen und Athleten motivieren soll.
Die Entwicklung der neuen Fördersystematik war ein kollaborativer Prozess, an dem Vertreterinnen und Vertreter der Athleten aus den verschiedenen Spitzensportverbänden, Athleten Deutschland e.V. und ehemals geförderte Athletinnen und Athleten durch Workshops beteiligt waren. Die Ausarbeitung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), dem Deutschen Behindertensportverband (DBS), den Spitzenverbänden und dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI).
Was neu an der Sporthilfe-Förderung ist
- Alle international startenden olympischen und paralympischen Bundeskaderathlet:innen erhalten bereits im Nachwuchsbereich (NK1) finanzielle Fördermittel.
- Die Nachaktivenförderung wird bis zu fünf Jahre verlängert.
- Zugunsten der Nachwuchs- und Bedarfsorientierung findet eine Reduktion der Grundförderung für Sportförderstellen-Inhaber:innen statt. Die Elite-Förderung sowie Prämien bleiben für diese Sportler:innen erhalten.
- Es gibt nur noch eine Förderstruktur für alle olympischen und paralympischen Verbände, für Gehörlosen- und nicht-olympische Sportarten – diese einheitliche Struktur ist ein Schritt zu mehr Inklusion.
- Die Förderkriterien und Förderhöhen sind über alle Verbände hinweg einheitlich und die Darstellung bzw. Zugänglichkeit zu den Förderprogrammen noch transparenter.
- Die Beantragung, Kommunikation und Abwicklung der Förderung finden künftig ausschließlich digital über die Sporthilfe-App statt.
- Eine zukünftig in noch kürzeren Abständen durchgeführte Analyse der Bedarfe und internationalen Anforderungen an die Athlet:innen ermöglicht zeitnahe Weichenstellungen.
Und was sagen Sportler*innen zur neuen Sporthilfe-Förderung
Gina Lückenkemper, die in Paris Olympia-Bronze gewann, erhielt bereits mit 16 Jahren Fördermittel der Sporthilfe. Sie äußerte sich wie folgt: „Oftmals erhält man im deutschen Sport erst dann umfassende Unterstützung, wenn bereits Erfolge vorliegen. Glücklicherweise konnte meine Familie mich finanziell in der Anfangsphase unterstützen. Dieses Privileg haben jedoch nicht alle. Daher ist es lobenswert, dass die Sporthilfe dies erkannt und beschlossen hat, vielversprechende Talente früher und auch finanziell zu fördern. Denn nur mit einer breiten Basis kann sich eine starke Spitze entwickeln.“
Niko Kappel, Silbermedaillengewinner im Kugelstoßen bei den Paralympics in Paris, äußerte sich positiv über die Förderung im Nachwuchssport. Er betonte, dass die Sporthilfe ihre Unterstützung verbessert hat. Diesen Fortschritt unterstützt er voll und ganz. Zudem hob er hervor, dass die zukünftige Förderung des Para-Sports durch die Sporthilfe eine signifikante Verbesserung darstellt. Diese Entwicklung ist für den Sport insgesamt von großer Bedeutung.
Léa Krüger, die als Fünfte bei der Weltmeisterschaft im Säbelfechten hervortrat und im Präsidium von Athleten Deutschland tätig ist, äußerte sich zur neuen Förderstruktur. Sie betonte, diese sei ein wesentlicher Fortschritt. Ziel sei es, die Unterstützung durch die Sporthilfe effektiver für die sportliche Entwicklung zu nutzen. Krüger hob hervor, dass die Sporthilfe proaktiv Lösungen für Athletinnen und Athleten erarbeitet. Sie trägt entscheidend dazu bei, die Förderung der Athleten zielgerichtet und handlungsorientiert zu optimieren und zu vervollständigen.
Titelbild: Die Sporthilfe präsentiert gemeinsam mit einigen der besten deutschen Athlet:innen die zukünftige Förderstruktur der Sporthilfe: Fechterin Léa Krüger, Bobpilotin Laura Nolte, Kugelstoßer Niko Kappel, Schwimm-Legende Franziska van Almsick und Sporthilfe-Vorständin Karin Orgeldinger (v.l.n.r.) / Foto: Jens kleine Brörmann/Sporthilfe