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Besorgniserregende Aktion Mensch-Studie zur Generation Z

Lesedauer 4 Minuten

Jugendliche, die Beeinträchtigungen aufweisen, erfahren häufiger Diskriminierung als ihre Altersgenossen ohne solche Beeinträchtigungen. Ein Drittel dieser Gruppe hegt Befürchtungen, dass sich ihre Ausgrenzung in der Zukunft noch verstärken könnte. Dies ist eine beunruhigende Entwicklung. Besonders alarmierend ist, dass nur etwa die Hälfte der beeinträchtigten Jugendlichen mit ihrem Leben zufrieden ist. Im Vergleich dazu sind es mehr als drei Viertel der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung, die Zufriedenheit äußern. Die Teilhabechancen von Jugendlichen mit Beeinträchtigung sind in allen untersuchten Lebensbereichen signifikant geringer. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, integrative Maßnahmen und Unterstützung zu verstärken, um Chancengleichheit zu fördern.

Bremen, 03.09.2024 (fs) – Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass Diskriminierungserfahrungen bei jungen Menschen weit verbreitet sind. Insbesondere Jugendliche mit Beeinträchtigungen sind betroffen. Sie erleben zu 85 Prozent Diskriminierung. Dieser Wert übersteigt den der nicht beeinträchtigten Jugendlichen um 24 Prozentpunkte. Diese Erkenntnisse stammen aus dem Inklusionsbarometer Jugend. Es handelt sich um eine Studie der Aktion Mensch. Sie vergleicht erstmalig bundesweit die Teilhabechancen junger Menschen. Die Altersgruppe umfasst 14 bis 27 Jahre. Sie schließt Personen mit und ohne Beeinträchtigung ein.

Besorgniserregend ist auch die Angst vor zukünftiger Diskriminierung. Ein Drittel der beeinträchtigten jungen Menschen hegt diese Befürchtung. Bei den nicht beeinträchtigten Jugendlichen ist es nur jeder Sechste. Christina Marx, Sprecherin der Sozialorganisation, äußert sich dazu. Sie betont die Notwendigkeit von Inklusion in allen Lebensbereichen. Dies fördere ein gleichberechtigtes Miteinander von Geburt an. So könne die Gesellschaft insgesamt profitieren. Die Spirale der Diskriminierung würde gar nicht erst entstehen. Marx unterstreicht, dass der Weg zu einer Gesellschaft, die Vielfalt als Normalität ansieht, noch lang ist. Doch sie sieht in der Inklusion einen entscheidenden Vorteil für das gesellschaftliche Zusammenleben.

Teilhabechancen für junge Menschen mit Behinderungen deutlich schlechter

Das Inklusionsbarometer Jugend, herausgegeben von der Aktion Mensch, offenbart signifikante Erkenntnisse. Es verdeutlicht, dass die Bedürfnisse und Herausforderungen der Generation Z weitgehend identisch sind. Diese Ähnlichkeiten bestehen unabhängig von Beeinträchtigungen. Junge Menschen mit Beeinträchtigungen stehen jedoch vor größeren Hürden. Diese betreffen fünf zentrale Lebensbereiche: soziale Interaktionen, das tägliche Leben, die Selbstbestimmung, persönliche Entwicklung und die Erfahrung von Diskriminierung.

Trotz gemeinsamer Interessen in der Freizeitgestaltung sind die Möglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen eingeschränkt. Sie können diese nicht im gleichen Maße ausüben wie ihre nicht beeinträchtigten Altersgenossen. Ein gravierender Mangel an Barrierefreiheit ist ein Hauptgrund dafür. Diese Einschränkungen erstrecken sich auch auf den Bildungs- und Berufsweg.

Familiäres Umfeld als Auffangnetz für fehlende Inklusion

Die Generation Z zeigt sich vor allem in Bezug auf ihre sozialen Kontakte zufrieden. Junge Menschen mit Beeinträchtigungen nennen die Familie als Hauptstütze, mit einer Quote von 72 Prozent. Im Gegensatz dazu stehen bei jungen Menschen ohne Beeinträchtigungen Freundschaften an erster Stelle, mit einer Quote von 86 Prozent. Christina Marx weist darauf hin, dass junge Menschen mit Beeinträchtigungen in hohem Maße auf ein privates Unterstützungsnetzwerk angewiesen sind. Sie betont, dass Verbündete notwendig sind, die Unterstützung bieten und sich für die Betroffenen einsetzen. Marx erklärt, dass jenseits des familiären Einflussbereichs oft ein Versagen gesellschaftlicher Strukturen zu beobachten ist. Sie führt aus, dass zu persönlichen Diskriminierungserfahrungen häufig auch strukturelle Diskriminierungen hinzukommen.

Negativspirale beginnt in der Jugend

Es zeigt sich, dass 27 Prozent der jungen Menschen mit Beeinträchtigung signifikant größere Schwierigkeiten haben, neue Freundschaften zu bilden. Dies steht im Gegensatz zu nur neun Prozent ihrer Altersgenossen ohne Beeinträchtigung. Freundschaften spielen eine zentrale Rolle in der Welt der Jugendlichen. Sie sind entscheidend für die Entwicklung der Persönlichkeit. Die Möglichkeit, überall teilnehmen zu können, ist essentiell für das Knüpfen von Kontakten. Die eingeschränkte Teilhabe vieler junger Menschen mit Beeinträchtigung führt zu diesem bedauerlichen Unterschied. Laut Marx resultiert daraus, dass sich 26 Prozent der jungen Menschen mit Beeinträchtigung doppelt so oft einsam fühlen. Im Vergleich dazu sind es bei den Jugendlichen ohne Beeinträchtigung 13 Prozent. Mehr als die Hälfte der jungen Menschen mit Beeinträchtigung kritisieren, dass man ihnen zu wenig zutraut. Bei den Jugendlichen ohne Beeinträchtigung äußern diese Ansicht nur 29 Prozent. Diese Wahrnehmung beeinträchtigt das Selbstvertrauen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit negativ. Die Hälfte der befragten Jugendlichen mit Beeinträchtigung glaubt, dass Gleichaltrige mehr erreichen können als sie. Bei den Jugendlichen ohne Beeinträchtigung teilen diese Ansicht lediglich etwa 20 Prozent.

Appell an die Gesellschaft: Stark machen für Generation Z

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass lediglich etwas mehr als die Hälfte der jungen Menschen mit Beeinträchtigungen angibt, mit ihrem Leben generell zufrieden zu sein. Dies steht im Kontrast zu über drei Vierteln der jungen Menschen ohne Beeinträchtigungen. Ferner sind bei den beeinträchtigten Jugendlichen deutlich häufiger Sorgen bezüglich ihrer Zukunft anzutreffen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Weg zur Erreichung einer vollumfänglichen und gleichberechtigten Teilhabe aller Jugendlichen noch weit ist. Christina Marx, eine Verfechterin der Jugendrechte, betont die Wichtigkeit der Angelegenheit: „Junge Menschen sind in unserer Gesellschaft mit ihren Anliegen unterrepräsentiert und haben keine ausreichende Lobby. Dabei sind sie unsere Zukunft. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – also von jeder Person – junge Menschen zu unterstützen und eine gleichberechtigte Teilhabe der Generation Z sicherzustellen.“

Download der Studie

Die komplette Studie kann hier kostenlos gedownloadet werden: https://www.aktion-mensch.de/inklusion/bildung/inklusionsbarometer-jugend#download


Titelbild: Aktion Mensch-Studie zur Generation Z zeigt: Jugendliche mit Beeinträchtigung am häufigsten von Diskriminierung betroffen / Foto: Simin Kianmehr / Aktion Mensch

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