Dr. Hannah Nitschmann, eine Expertin für Sonderpädagogik, hat eine Studie an Grundschulen durchgeführt. Ihr Fokus lag auf der physischen Manifestation von Unterschieden im Schulumfeld. Die gewonnenen Erkenntnisse aus ihren sorgfältigen Beobachtungen sind nun in Buchform zugänglich.
In ihrer Forschung beleuchtet Dr. Nitschmann die Komplexität alltäglicher Interaktionen. Ein Beispiel ist der morgendliche Stuhlkreis. Hierbei kann die Sitzordnung zu einem komplizierten Puzzle werden. Kinder zeigen oft eine starke Präferenz, neben einem Freund mit derselben Muttersprache zu sitzen. Andere Kinder werden gemieden, wenn sie als störend oder hyperaktiv gelten. Zudem gibt es Jungen, die den Kontakt zu Mädchen meiden möchten. Die Art und Weise, wie Kinder ihre Vorlieben oder Abneigungen körperlich ausdrücken, kann die Harmonie des Klassenbeginns stören.
Die Dissertation von Dr. Nitschmann trägt den Titel „Inklusion und Anerkennung. Zur Körperlichkeit von Differenzaushandlungen im Unterricht“. Sie untersucht, wie körperliche Interaktionen Inklusion und Anerkennung beeinflussen. Ihr Werk ist nun beim Klinkhardt-Verlag erschienen und bietet wertvolle Einblicke. Es zeigt auf, wie körperliche Ausdrucksformen die soziale Dynamik in Bildungseinrichtungen prägen. Dr. Nitschmanns Arbeit ist ein bedeutender Beitrag zur pädagogischen Forschung. Sie bietet praktische Ansätze für Lehrkräfte, um inklusive Lernumgebungen zu fördern.
Gelingensbedingung für Inklusion ist die Anerkennung
Im Kontext der pädagogischen Forschung wird Anerkennung als wesentlicher Faktor für das Gelingen von Inklusion betrachtet. Dies verdeutlicht die Sonderpädagogin, indem sie auf den aktuellen Diskurs verweist. Sie betont, dass die Wertschätzung und Anerkennung von Diversität als Grundlage und Ziel von Inklusionsprozessen zu verstehen sind. Die Sonderpädagogin, Dr. Nitschmann, wirft jedoch die Frage auf, ob Anerkennung nicht auch eine ambivalente Dimension haben könnte. Sie erörtert die Möglichkeit, dass die Art und Weise, wie Anerkennung ausgesprochen wird, nicht unbedingt mit dem Selbstverständnis der anerkannten Person übereinstimmt. Es besteht das Risiko, dass sich die betreffende Person in dieser spezifischen Form der Anerkennung nicht wahrgenommen oder missverstanden fühlt.
In einem praktischen Beispiel lobt eine Lehrerin eine Schülerin der zweiten Klasse für ihre Ruhe und Besonnenheit. Die Schülerin jedoch empfindet dieses Lob als unzutreffend, da sie sich selbst als mutig und abenteuerlustig sieht. Ihre Klassenkameradin wiederum würde gerne das Bild, das andere von ihr als „verträumter Schussel“ haben, gegen das einer kreativen Künstlerin tauschen. Ein weiteres Beispiel ist ein Junge im Rollstuhl, der nicht ausschließlich als jemand wahrgenommen werden möchte, dem gegenüber besondere Rücksicht erforderlich ist. Diese Beispiele illustrieren die Komplexität der Anerkennung im schulischen Umfeld und die Bedeutung, die sie für die individuelle Identität der Schülerinnen und Schüler hat. Sie zeigen auf, dass Anerkennung eine tiefgreifende Wirkung auf das Selbstbild und die Selbstwahrnehmung haben kann.
Die machtanalytische Perspektive
Hannah Nitschmanns Forschungsarbeit untersucht aus einer machtanalytischen Perspektive die zweideutigen Effekte von Anerkennung als Prozess der Subjektbildung im Kontext des inklusionsorientierten Grundschulunterrichts. Der Verlag hebt hervor, dass sie dabei ein besonderes Augenmerk auf die Körperlichkeit der Anerkennung legt. Sie analysiert, wie Anerkennung durch Körperhaltung, Bewegungen, Gestik, Mimik und Blickverhalten zum Ausdruck kommt. Diese Betrachtungsweise ist innovativ, da sie einen Bereich beleuchtet, in dem nach Meinung von Experten weiterer Forschungsbedarf besteht.
Des Weiteren erforscht Nitschmann, in welchem Maße Interaktionen Möglichkeiten zur Selbstreflexion bieten oder einschränken. Sie verwendet den Begriff ‚Rekursivitätsspielräume‘, um zu beschreiben, wie Individuen in der Lage sind, ihre Identität innerhalb dieser Interaktionen zu verhandeln. Sie stellt die Frage, ob und wie körperliche Ansprachen oder Reaktionen den betroffenen Personen die Freiheit lassen, eine ihnen zugeschriebene Identität anzunehmen oder abzulehnen und sich selbst als anders darzustellen. Diese Untersuchung trägt dazu bei, ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, wie Anerkennung in Bildungseinrichtungen funktioniert und welche Auswirkungen sie auf die individuelle Selbstwahrnehmung hat.
Beobachtungsfeld Kölner Grundschulen
Die vorliegende Studie basiert auf teilnehmenden Beobachtungen, die über einen Zeitraum von mehreren Wochen an verschiedenen Kölner Grundschulen durchgeführt wurden. Ein Team von Forschern hat den Alltag in unterschiedlichen Klassenräumen begleitet und die Geschehnisse teilweise auf Video festgehalten. „In einem Klassenraum passiert unendlich viel. Als diese körperlichen Prozesse einzufangen und zu verschriftlichen, ist ungeheuer schwer“, so die Forscherin.
Die Videokamera erwies sich als unverzichtbares Instrument. Dank der Aufnahmen war es möglich, bestimmte Momente wiederholt zu analysieren und präzise zu artikulieren, was auf physischer Ebene zwischen den Schülern stattfand. Diese visuellen Daten wurden anschließend aus einer anerkennungstheoretischen Perspektive ausgewertet.
Ein kritischer Punkt ist die Überschreitung der Toleranzschwelle
Besonders im Sitzkreis konnte Hannah Nitschmann die Interaktionen genau beobachten. „Dort ist die Dichte der körperlichen Interaktionen besonders hoch“, erklärt sie. Zudem stellt der Sitzkreis einen einzigartigen, öffentlichen Raum dar, in dem alle Teilnehmer sichtbar sind und Interaktionen schnell öffentlich werden. Wenn es zu physischen Auseinandersetzungen kommt – sei es ein Stoßen, Wegschieben oder Abwenden – wird oft eine ‚Toleranzschwelle‘ überschritten, woraufhin die Lehrkraft eingreift, kommentiert und bewertet. Nitschmann hat in solchen Fällen analysiert, wie sich die Anerkennungsverhältnisse unter den Schülern durch diese Interventionen verändern.
„Mich interessiert dabei aus einer anerkennungstheoretischen Perspektive die Frage nach den Antwortmöglichkeiten – nach Rekursivitätsspielräumen“, führt sie aus. Gemäß der Theorie ist zu erwarten, dass eine Bewertung potenziell einschränkend wirkt. „Wenn also öffentlich über ein Kind gesprochen wird, erhöht das dessen Beschämung“, erläutert die Wissenschaftlerin. Und je stärker das Gefühl der Beschämung ist, desto mehr verstummt die betroffene Person.
Auch Wohlmeinendes kann beschämen
Die detaillierten Analysen der Studie offenbaren, dass selbst gut gemeinte Äußerungen des Verständnisses in einigen Fällen beschämend wirken können. Gleichzeitig kann Scham auch zu sozial akzeptiertem Verhalten führen. Diese Erkenntnisse beleuchten die komplexen Gegensätze innerhalb von Anerkennungsprozessen. In diesen Kontexten ist es möglich, zu beobachten, wie Individuen verstummen oder metaphorisch „unsichtbar“ werden.
Hannah Nitschmann erläutert, dass die Reaktionsmöglichkeiten von Kindern auf solche Bewertungen, einschließlich physischer Reaktionen, als Form der Anerkennung interpretiert werden können. Diese Handlungsspielräume sind immer auch von den vorherrschenden Körpernormen und den pädagogischen Erwartungen an die Körperhaltung der Lernenden abhängig. In einem „inklusiven“ Bildungsumfeld scheint die Verteilung dieser Spielräume ungleich zu sein. Nach Nitschmann beeinflusst das Ausmaß der Verletzlichkeit letztendlich die Möglichkeit, auf eine bestimmte Etikettierung zu reagieren, sie in Frage zu stellen oder abzulehnen.
Dr. Hannah Nitschmann
Hannah Nitschmann, geboren 1987, absolvierte ihr Studium der Sonderpädagogik auf Lehramt in den Städten Köln und Groningen. Nach erfolgreichem Abschluss ihres Referendariats widmete sie sich ihrer Dissertation. Währenddessen leistete sie als Lehrkraft für spezielle Aufgaben wertvolle Arbeit. Zusätzlich unterstützte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin das Department für Heilpädagogik und Rehabilitation. Dieses ist Teil der Humanwissenschaftlichen Fakultät an der Universität zu Köln. Ihre Promotion schloss sie mit Bravour ab. Seit Mai 2023 vertritt sie die Position der Akademischen Rätin. Ihr Wirkungsfeld liegt am Institut für Sonderpädagogik der Universität Würzburg.
Dort bringt sie ihre umfangreiche Expertise und Erfahrung ein. Sie trägt maßgeblich zur akademischen und pädagogischen Weiterentwicklung bei. Ihre Arbeit zeichnet sich durch Engagement und Fachkompetenz aus. Sie ist eine Bereicherung für die universitäre Gemeinschaft. Ihre Forschungsinteressen liegen insbesondere im Bereich der inklusiven Bildung. Sie setzt sich für die Rechte und Möglichkeiten von Menschen mit besonderen Bedürfnissen ein. Ihre pädagogische Philosophie basiert auf dem Grundsatz der Chancengleichheit. Sie ist überzeugt, dass Bildung ein Schlüssel zur sozialen Integration ist. Ihre Lehrtätigkeit und Forschung sind von diesem Leitgedanken geprägt. Kollegen und Studierende schätzen sie für ihre innovative Herangehensweise. Sie ist bekannt für ihre Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich zu vermitteln.
Ihre Publikationen und Vorträge finden in Fachkreisen große Anerkennung. Sie ist eine gefragte Expertin auf Konferenzen und in Arbeitsgruppen. Ihr Engagement geht über die akademische Lehre hinaus. Sie ist aktiv in verschiedenen Bildungsinitiativen und Projekten. Hannah Nitschmann ist ein Vorbild für angehende Pädagogen. Sie zeigt, wie man mit Leidenschaft und Hingabe einen Unterschied im Bildungswesen machen kann. Ihre Karriere ist ein Beleg für die Bedeutung lebenslangen Lernens. Sie inspiriert andere, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und Herausforderungen anzunehmen. Ihre Vision für eine inklusive Gesellschaft motiviert sie täglich in ihrer Arbeit. Sie ist eine wichtige Stimme in der Diskussion um Bildungsgerechtigkeit. Ihre Beiträge zur Sonderpädagogik sind von unschätzbarem Wert. Sie wird zweifellos auch in Zukunft wichtige Impulse setzen. Ihre Arbeit wird noch lange positiven Einfluss auf das Bildungssystem haben.