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Gaza: Behinderungen durch Bombardierungen

Lesedauer 3 Minuten

Bremen, 30.09.2024 (fs) – Die anhaltenden Bombardierungen im Gazastreifen hinterlassen tiefe Narben in der Bevölkerung, insbesondere bei denjenigen, die schwere körperliche Verletzungen erlitten haben. Organisationen wie Handicap International (HI) machen auf die langfristigen Folgen aufmerksam, die selbst kleinere Verletzungen unter den prekären hygienischen Bedingungen nach sich ziehen können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat festgestellt, dass ein Viertel der zwischen dem 10. Januar und dem 16. Mai 2024 Verletzten, das entspricht 22.500 von 90.000 Menschen, dringend rehabilitative Maßnahmen benötigen.

Noor Bimbashi, Beauftragte für Advocacy bei Handicap International in den palästinensischen Gebieten, äußert sich besorgt über die steigende Zahl von Behinderungen im Gazastreifen. Sie betont, dass auch scheinbar geringfügige Verletzungen oder Frakturen, wenn sie unbehandelt bleiben oder sich infizieren – eine hohe Wahrscheinlichkeit angesichts der desolaten Hygienebedingungen –, zu dauerhaften Beeinträchtigungen führen können. Rehabilitative Maßnahmen sind daher unerlässlich, um Komplikationen zu verhindern und die bestmögliche Erholung der Betroffenen zu unterstützen. Doch das Gesundheitssystem ist durch die enormen Anforderungen überlastet.

Laut einem Bericht der WHO erlitten im Zeitraum von Januar bis Mai 2024 rund 15.000 Menschen schwere Verletzungen an den Extremitäten. Es wird geschätzt, dass weitere 3.000 bis 4.000 Personen Amputationen unterzogen werden müssen. Über 2.000 Menschen haben schwerwiegende Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen erlitten, und mehr als 2.000 weitere haben ernsthafte Verbrennungen davongetragen. Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der humanitären Krise und die dringende Notwendigkeit für umfassende medizinische und rehabilitative Unterstützung.

Eine Flucht ist für Kinder mit Behinderung und ihre Familien besonders belastend, da sie wichtige Hilfsmittel wie Rollstühle oder Krücken zurücklassen müssen und weite Strecken schwer zu bewältigen sind. Handicap International unterstützt sie. / Foto: © HI

Rehabilitations- und Gesundheitsdienste in Gaza können kaum noch arbeiten

In der Region Gaza besteht ein dringender Bedarf an physiotherapeutischer Versorgung, um langfristige Behinderungen bei den Verletzten zu verhindern. Die anhaltenden Konflikte haben jedoch die Rehabilitationsdienste erheblich beeinträchtigt. Das Gesundheitssystem sieht sich außerstande, dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Ein alarmierender Anteil von 70% der stationären Einrichtungen ist aufgrund von Treibstoffknappheit außer Betrieb. Darüber hinaus hat der Konflikt einen Großteil des für die Rehabilitation zuständigen Personals vertrieben. Bis zum 10. Mai 2024 wurden Berichten zufolge 39 Physiotherapeuten Opfer des Konflikts.

Die Fachkräfte von Handicap International (HI) setzen sich unermüdlich für die Versorgung der Betroffenen ein. Das Team, bestehend aus 232 Experten, arbeitet unter extremen Bedingungen, um den Bedürftigen rehabilitative Unterstützung zu bieten. Im Zeitraum von Oktober 2023 bis August 2024 wurden 157.191 Verletzte behandelt. Des Weiteren erhielten 169.761 Personen Physiotherapie, 57.692 Ergotherapie und 48.190 psychologische Erstversorgung. Handicap International stellte zudem 2.500 Mobilitätshilfen wie Krücken und Rollstühle bereit und verteilte 8.076 Artikel, darunter Wundverbände sowie Erste-Hilfe-, Hygiene- und Menstruations-Sets. Trotz dieser Bemühungen bleibt das Angebot an Mobilitätshilfen weit hinter dem Bedarf zurück. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet, dass lediglich 13% des Bedarfs an solchen Hilfsmitteln gedeckt sind.

Mohamed: Einer von Tausenden

Mohameds Geschichte ist eine von vielen, die von Verletzungen und anschließender Hoffnung erzählen. Nach einer schweren Verletzung musste sein Bein operiert werden. Trotz der Operation kam es zu einer Infektion, und sein Knie versteifte sich. Die engagierten Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten von Handicap International unterstützten Mohamed täglich. Sie stärkten nicht nur seine Muskeln, sondern gaben ihm auch die Hoffnung zurück, die er benötigte. Anfangs bewegte sich Mohamed im Rollstuhl fort. Mit der Zeit lernte er, mithilfe einer Gehhilfe zu gehen. Später benutzte er Krücken. Schließlich gelangen ihm die ersten Schritte ganz ohne Unterstützung. Heute ist Mohamed in der Lage, selbstständig zu laufen, Treppen zu steigen und medizinische Hilfe aufzusuchen.

Die anhaltenden Bombardierungen des Gazastreifens durch die israelischen Streitkräfte folgten auf einen massiven Angriff der Hamas auf Israel, bei dem 1.200 Israelis getötet und 240 Israelis sowie ausländische Staatsangehörige als Geiseln genommen wurden.


Titelbild: © S. Hejji – HQ / HI

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