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„Voll auf Medaille gepolt“

Lesedauer 5 Minuten

Bremen, 23.08.2024 (fs) – Jürgen Schrapp, der vor zwölf Jahren bei den Paralympics in London eine Bronzemedaille errang, strebt mit dem deutschen Sitzvolleyball-Team erneut eine Podiumsplatzierung an. Die bevorstehenden Spiele markieren für den Athleten aus Leverkusen seine siebte Teilnahme und versprechen, ein außergewöhnliches Ereignis zu werden. Als Kapitän des Nationalteams wird Schrapp die Mannschaft im Nachbarland anführen, was den Wettkampf für ihn zu einem ganz besonderen Höhepunkt seiner Karriere machen könnte.

Jürgen Schrapp, der kürzlich seinen 50. Geburtstag beging, blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück. Seit mehr als 25 Jahren ist er ein fester Bestandteil der Nationalmannschaft. Mit 19 Jahren erhielt er seine erste Nominierung. Bis heute hat er an 395 Länderspielen teilgenommen. Zudem war er bei zehn Europameisterschaften und sechs Weltmeisterschaften dabei. Die Paralympics in Paris markieren seine siebte Teilnahme. Seit 1996 hat Schrapp, mit Ausnahme von Peking, an allen Paralympischen Spielen teilgenommen. Er gilt als eine der Säulen des deutschen Teams. Bundestrainer Christoph Herzog lobt ihn als einen der besten Sitzvolleyballer. Er hebt Schrapps technische und taktische Fähigkeiten hervor. Trotz seines Alters fühlt sich Schrapp im Kreis jüngerer Teamkollegen weiterhin wohl.

Der Altersunterschied von 22 Jahren zwischen ihm und Mathis Tigler ist irrelevant. Als Mathis 1996 geboren wurde, nahm Schrapp bereits an seinen ersten Paralympics teil. Mit 50 Jahren noch Leistungssport zu betreiben, ist in wenigen Sportarten möglich. Sitzvolleyball, eine extrem schnelle Disziplin, lässt sich durch Erfahrung und Voraussicht gut meistern, so der Angreifer. Er betont, dass Sitzvolleyball eine faszinierende Sportart ist. Sie ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch für Menschen mit und ohne Behinderung geeignet. Zudem fördert das Zusammensein mit jüngeren Menschen die eigene Jugendlichkeit und ermöglicht es, leistungstechnisch auf Augenhöhe zu bleiben.

Gute Vorbereitung

Am 30. August beginnt in Paris für die deutschen Herren das Turnier mit einem Spiel gegen Brasilien. Es folgen Begegnungen mit der Ukraine und dem starken Team aus dem Iran. Trotz der Herausforderung, die der Iran darstellt, sieht Coach Christoph Herzog Chancen für sein Team, da die anderen Nationen auf einem ähnlichen Niveau spielen. Das Hauptziel ist das Überstehen der Gruppenphase, woraufhin das Halbfinale ansteht. Laut Schrapp ist es entscheidend, die ersten Spiele zu gewinnen, um im Match gegen den Iran weniger Druck zu haben. Er betrachtet das Erreichen der nächsten Runde als realistisch, da Deutschland Brasilien in der Vorbereitung mit 3:0 besiegte und in jüngsten Spielen gegen die Ukraine fünf von sechs Partien gewann.

Im Vorfeld des Halbfinales ist die Spannung greifbar, denn nun ist jedes Ergebnis möglich. Schrapp äußert sich optimistisch: „An einem guten Tag sind wir in der Lage, auch die besten Teams schlagen. Ich halte die Top drei absolut für möglich, auch wenn das ein hohes Ziel ist, denn die Spitze ist mittlerweile eng zusammengerückt. Es wird sicher auf die Tagesform ankommen.“ Er betrachtet die Platzierung unter den ersten drei als realistisches Ziel. Trotz der hohen Ambitionen räumt er ein, dass die Konkurrenz dicht aufgerückt ist. Die Tagesform wird entscheidend sein, so seine Prognose. Schrapp betont, dass das Team ehrgeizige Ziele verfolgt und entschlossen ist, eine Medaille zu erringen.

Schrapps siebter Anlauf bei den Paralympischen Spielen könnte Deutschland zu lang ersehntem Ruhm verhelfen. Nach zwölf Jahren ohne Medaille wäre ein Erfolg für die Sitzvolleyballmannschaft gleichbedeutend mit einem historischen Triumph. Dies würde die Bronzemedaille von London übertreffen und ein ohnehin erfolgreiches Jahr krönen. Im Oktober verpasste das deutsche Team nur knapp den Europameistertitel, als es im Finale Bosnien mit 2:3 unterlag. Schrapp zeigt sich enttäuscht darüber, dass es nicht gelang, den Gegner zu überwinden. Er vermutet, dass vielleicht das letzte bisschen Selbstvertrauen fehlte. Dennoch sieht er im Ausgang des Spiels einen Beweis dafür, dass das Team in der Lage ist, die Besten zu schlagen.

Siebte Teilnahme an Paralympischen Spielen

Schrapps siebter Versuch bei den Paralympischen Spielen könnte Deutschland auf den Weg zum Erfolg führen und die erste Medaille seit einem Dutzend Jahren sichern. Ein Triumph für die Sitzvolleyball-Mannschaft, nachdem sie bereits in London Bronze errungen hatte, würde einen historischen Meilenstein darstellen und ein äußerst erfolgreiches Jahr krönen. Im Oktober verpasste Deutschland nur knapp den Europameisterschaftstitel, als es im packenden Finale Bosnien mit 2:3 unterlag. Schrapp äußerte sein Bedauern darüber, dass man selten so nahe an einem Sieg war. Er vermutet, dass vielleicht das letzte bisschen Vertrauen gefehlt habe. Dennoch habe diese Begegnung gezeigt, dass sie fähig sind, die Besten zu schlagen.

Im November erreichte Deutschland beim Weltcup in Kairo den dritten Platz und sicherte sich damit letztendlich die Teilnahme an den Paralympics, wenn auch verspätet. Nachdem Ägypten den Afrikameistertitel gewonnen hatte, rückte Deutschland als bestplatziertes Team des Weltcups nach. Hinzu kam ein Sieg beim hochkarätigen Turnier in Assen, Niederlande, an dem fünf der acht für Paris qualifizierten Teams teilnahmen. Schrapp führt die gute Form auf die Tiefe des Kaders zurück. Er betont, dass sie ohne Qualitätsverlust Spieler wechseln können, was es den Gegnern erschwert, gegen sie zu gewinnen. Schrapp, der für den TSV Bayer spielt und mit sieben weiteren Leverkusenern den Kern der Nationalmannschaft bildet, sieht im Trainerwechsel zu Christoph Herzog im letzten Jahr einen zusätzlichen Vorteil für das Team.

Die erneute Ernennung zum Kapitän durch den neuen Cheftrainer betrachtet der versierte Athlet als bedeutenden Akt des Vertrauens. Schrapp, der aus beruflichen Gründen fünf Jahre in der Schweiz verbrachte, hatte sich zwischenzeitlich vom Sitzvolleyball zurückgezogen. Nach seiner Rückkehr nahm er eine bescheidenere Position im Team ein, um sich neu zu beweisen. Inzwischen hat er sich erneut als Schlüsselspieler bewährt. Trotz seiner Muskeldystrophie demonstriert Schrapp, dass Menschen mit Behinderungen außergewöhnliche Leistungen vollbringen können, sowohl im Sport als auch im Berufsleben. Seine Hingabe und sein Engagement sind ein leuchtendes Beispiel dafür, dass persönliche Einschränkungen kein Hindernis für Erfolg darstellen müssen.

Schrapp nutz seinen privaten Urlaub für die Teilnahme an den Paralympics

Jürgen Schrapp, ein angesehener Mitarbeiter der Bayer AG, besticht durch herausragende Führungsqualitäten. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann durchlief er mehrere leitende Positionen im Konzerneinkauf, sowohl national als auch international. Seit 2022 ist er maßgeblich an der globalen Einführung einer neuen SAP-Softwarelandschaft beteiligt. Für die Teilnahme an den Paralympics in Paris setzt er seinen Jahresurlaub ein. Er fühlt sich privilegiert, in einem Umfeld zu arbeiten, das es ihm ermöglicht, Beruf und Sport zu vereinbaren. Die Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte, die während seiner sportlichen Aktivitäten flexibel vertreten, ist ihm dabei besonders wichtig.

Die Bedeutung des Teamgeistes manifestierte sich in der Verabschiedung der olympischen und paralympischen Athleten aus Leverkusen durch den Bayer-Vorstandsvorsitzenden Bill Anderson. Schrapp, der dem Unternehmen und seinem Sportverein seit drei Jahrzehnten treu ist, sieht darin einen historischen Moment. Die zunehmende Gleichstellung von Paralympics und Olympischen Spielen beeindruckt ihn und zeugt von der Emanzipation des paralympischen Sports. Schrapp unterstreicht, dass paralympische Athleten oft als Vorbilder dienen, indem sie demonstrieren, wie man Grenzen überwinden kann. Dies verleiht den Paralympics eine besondere Bedeutung und Ausstrahlung.

Wenige Athletinnen und Athleten weltweit haben die Paralympische Bewegung so langanhaltend und intensiv begleitet wie Schrapp. Er zeigt sich beeindruckt von der gewachsenen Dimension der Spiele, sowohl der olympischen als auch der paralympischen. Die gestiegene Berichterstattung und die Professionalisierung der Strukturen hebt er hervor. Zudem betont er die zunehmende Inklusivität der Spiele. Die frühere Trennung zwischen Olympia und den Paralympics weicht in Deutschland einer Einheit, symbolisiert durch Team D. Dieses steht für gemeinsame Bekleidung, Kampagnen und Auftritte. Die Austragung beider Veranstaltungen am selben Ort ist ein weiterer Schritt zur Inklusion. Jüngere Generationen von Athletinnen und Athleten sehen dies als Selbstverständlichkeit, während Schrapp dies als bemerkenswerten Fortschritt empfindet.

Die Sitzvolleyball-Nationalmannschaft Deutschlands wird als erste am 25. August per Zug nach Paris aufbrechen. Vor Ort werden sie von einem Kreis aus Freunden und Familienangehörigen unterstützt, die für eine starke Atmosphäre sorgen möchten. Schrapp äußert sich voller Vorfreude auf die Paralympics in Europa und die Rückkehr des Publikums. Er ermutigt dazu, in großer Zahl nach Paris zu reisen. Die Finaltickets, beginnend bei 25 Euro, hält er für angemessen und fair. Er sieht die Olympischen und Paralympischen Spiele als Wettbewerbe für die breite Bevölkerung. Seine Empfehlung lautet daher: Besuchen Sie die Spiele, es wird sich lohnen!


Titelbild: Jürgen Schrapp / Foto: Facebook

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