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Long Covid

Long Covid

Postvirales Syndrom nach einer SARS-CoV-2-Infektion

Long COVID umfasst viele Symptome, die nach einer akuten COVID-19-Erkrankung auftreten können. Diese Symptome bestehen oft Wochen oder Monate lang. Manchmal bessern sie sich mit der Zeit. In anderen Fällen entwickeln sie sich zu einer chronischen Erkrankung. Dies kann die Lebensqualität erheblich einschränken und oft zu Arbeitsunfähigkeit führen.

Long COVID ist ein Überbegriff für verschiedene Subtypen. Diese haben wahrscheinlich unterschiedliche Pathophysiologien und therapeutische Anforderungen. Die genaue Klassifizierung und zugrundeliegenden Mechanismen dieser Subtypen sind noch nicht vollständig verstanden. Yong und Liu (2021) schlugen sechs Subtypen vor. Dazu gehören Multiorgan-Spätschäden an Herz und Lunge, das Post-Intensive-CARE-Syndrom (PICS) und die Myalgische Enzephalomyelitis/das Chronische Fatigue Syndrom (ME/CFS).

Ein bedeutender Teil der Long-COVID-Erkrankten berichtet über Symptome, die typisch für ME/CFS sind. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass nach einem halben Jahr etwa die Hälfte der Long-COVID-Betroffenen die Diagnosekriterien für ME/CFS erfüllt. Eine Studie von Dehlia und Guthridge (2024) zeigt, dass viele Long-COVID-Patienten Symptome entwickeln, die typisch für ME/CFS sind. Dazu gehören extreme Müdigkeit, Schlafstörungen und kognitive Beeinträchtigungen.

Zusätzlich zu den physischen Symptomen erleben viele Long-COVID-Patienten auch psychische Belastungen. Dazu gehören Angst und Depressionen. Diese können durch die anhaltenden physischen Symptome und die Ungewissheit über den Verlauf der Erkrankung verstärkt werden. Die komplexe Natur von Long COVID erfordert einen multidisziplinären Ansatz in der Behandlung. Dieser muss sowohl die physischen als auch die psychischen Symptome adressieren, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Forschung zu Long COVID noch relativ neu ist. Laufende Studien sind erforderlich, um ein vollständiges Verständnis der Erkrankung und ihrer langfristigen Auswirkungen zu gewinnen. Die Entwicklung spezifischer Behandlungsstrategien und therapeutischer Ansätze ist entscheidend, um die Bedürfnisse der Long-COVID-Patienten angemessen zu erfüllen.

Definition

Der Begriff Long Covid wurde im Mai 2020 erstmals von Dr. Elisa Perego auf Twitter verwendet. Sie nutzte den Hashtag #LongCovid, um auf die anhaltenden Symptome und die Schwere ihrer Erkrankung aufmerksam zu machen (Calard & Perego, 2021). Diese Bezeichnung fand zunächst vor allem auf Social Media Anklang. Betroffene tauschten sich aus und beschrieben ihre langanhaltenden Symptome.

Dieser Austausch schärfte das Bewusstsein für die Langzeitfolgen von COVID-19. Nach und nach übernahmen auch medizinische Institutionen und die Forschungsliteratur den Begriff. Dies war ein entscheidender Schritt zur Anerkennung von Long Covid. Es ermöglichte die nötige Forschung und Behandlung.

Laut Davis et al. (2020) tritt Long Covid auf, wenn Symptome mindestens vier Wochen nach der akuten COVID-19-Erkrankung bestehen. Diese Symptome sind vielfältig. Sie umfassen Atembeschwerden, Müdigkeit, kognitive Beeinträchtigungen, Schmerzen und andere gesundheitliche Probleme. Diese beeinträchtigen das tägliche Leben der Betroffenen erheblich.

Nach drei Monaten anhaltender Symptomatik spricht das britische National Institute of Health Care and Excellence (NICE) von einem Post-COVID-Syndrom. Diese Definition betont die Langzeitfolgen. Sie zeigt die Notwendigkeit einer fortlaufenden medizinischen Betreuung auf. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet ähnliche Kriterien. Sie spricht ebenfalls nach drei Monaten von Post-COVID.

Diese internationale Anerkennung und die klaren Definitionen sind entscheidend. Sie helfen, globale Standards für Diagnose, Behandlung und Forschung von Long Covid zu etablieren. Die wachsende wissenschaftliche und medizinische Anerkennung hat zu verstärkter Forschung geführt. Ziel ist es, die Mechanismen hinter diesen Langzeitfolgen besser zu verstehen. Gleichzeitig sollen effektive Behandlungsstrategien entwickelt werden. Betroffenenorganisationen und Einzelpersonen setzen sich dafür ein, dass ihre Erfahrungen und Bedürfnisse in den Fokus rücken.

Symptome

Long COVID umfasst eine Vielzahl von Symptomen. Diese betreffen unterschiedliche Organe und Körperregionen.

Häufige Symptome

Die häufigsten Symptome sind systemischer und neurologischer Art (Davis et al., 2020):

  • Post-Exertionelle Malaise (PEM): Belastungsinduzierte Zustandsverschlechterung, auch als Belastungsintoleranz bekannt.
  • Fatigue: Krankhafte Schwäche oder Erschöpfung.
  • Brain Fog: Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme und Sprachstörungen.

Schmerzsymptome:

  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Gelenkschmerzen
  • Brustschmerzen

Autonome Dysfunktion:

  • Herzrasen
  • Palpitationen
  • Schwindel oder Benommenheit
  • Orthostatische Intoleranz

Empfindungsstörungen:

  • Brennen oder Kribbeln unter der Haut.

Schlafstörungen:

  • Unerholsamer Schlaf
  • Durchschlafstörungen
  • Einschlafstörungen

Weitere Symptome:

  • Kurzatmigkeit: Schwierigkeiten beim Atmen.
  • Engegefühl in der Brust: Ein beengendes Gefühl im Brustbereich.
  • Verlust oder Veränderung des Geruchs- und Geschmackssinns: Veränderungen in der Wahrnehmung von Gerüchen und Geschmäckern.

Verlauf und Verschlechterung der Symptome

Die Symptome von Long COVID können schubweise auftreten. Diese verschlechtern sich infolge der Post-Exertionellen Malaise nach körperlicher oder geistiger Anstrengung. Diese belastungsinduzierte Zustandsverschlechterung kann direkt oder verzögert auftreten. Sie beginnt nach wenigen Stunden oder Tagen und hält meistens mehrere Tage an.

Autonome Dysfunktion und orthostatische Intoleranz

Betroffene erleben häufig Symptome einer autonomen Dysfunktion. Diese äußern sich insbesondere in Form einer orthostatischen Intoleranz (Stella et al., 2021; Eldokla et al., 2022; Pagen et al., 2023). Beim Sitzen oder Stehen treten Symptome wie Herzrasen und Schwindel auf. Die bestehende Symptomatik verschlechtert sich zusätzlich. Die Symptome verbessern sich, wenn sich Betroffene in eine liegende Position begeben. Die Besserung tritt jedoch mit einer gewissen Latenzzeit ein.

Eingeschränkte Lebensqualität

Verschiedene Studien belegen einen deutlichen Verlust an Lebensqualität bei Long-COVID-Betroffenen. Logue et al. (2021) zeigen, dass 6 Monate nach der COVID-19-Erkrankung rund 30 % aller Patient*innen von einer reduzierten Lebensqualität berichten. Dies bedeutet einen Abfall des Gesundheitsstatus um mindestens 10 Punkte auf einer Skala von 0 bis 100. Im Schnitt geben Long-COVID-Betroffene an, dass ihr gesundheitlicher Zustand bei nur knapp 60 % des Zustandes vor der Infektion liegt (Davis et al., 2020).

Kedor et al. (2022) fanden heraus, dass nach 6-monatiger Dauer der Symptomatik sowohl für Long COVID als auch für durch COVID-19 ausgelöstes ME/CFS etwa zwei Drittel der Betroffenen nicht mehr oder nur noch in Teilzeit arbeiten können. Dies wird durch einen Bell-Disability-Score von unter 60 angezeigt, was auf eine erhebliche Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit hinweist.

Dieser hohe Grad an Behinderung ist aus der ME/CFS-Forschung bereits bekannt: 75 % der ME/CFS-Betroffenen sind arbeitsunfähig (Unger et al., 2017) und 25 % sind an das Haus gebunden und häufig pflegebedürftig (Pendergrast et al., 2016). Diese Daten verdeutlichen, dass Long COVID eine erhebliche und langanhaltende Beeinträchtigung der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit der Betroffenen mit sich bringt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Long COVID nicht nur eine verlängerte Phase der Genesung nach einer akuten Infektion ist, sondern eine komplexe, multisystemische Erkrankung, die das tägliche Leben und die berufliche Leistungsfähigkeit der Betroffenen stark beeinträchtigt. Gesundheitsdienste und politische Entscheidungsträger müssen die Langzeitfolgen von COVID-19 ernst nehmen und angemessene Unterstützungsmaßnahmen für die Betroffenen entwickeln.

Häufigkeit und Verlauf

Je nach Methodologie der Studien variieren die Häufigkeiten von Long COVID. Dies hängt von der Stichprobenrekrutierung und dem Beobachtungszeitraum nach der Infektion ab. Auch die abgefragten Symptome und der Level der Bevölkerungsimmunität spielen eine Rolle. Beispielweise ergaben sich vor und nach der Impfung unterschiedliche Ergebnisse.

Long-COVID-Inzidenz vor der Impfung

Bevor die Impfung großflächig verfügbar war, lag die Long-COVID-Inzidenz bei etwa 10-15 % der Infizierten. Diese Zahl stammt aus verschiedenen großangelegten Studien. Die Studien wurden vom Office for National Statistics (ONS) und Ballering et al. im Jahr 2022 durchgeführt. Dieser Anteil liegt im Einklang mit Symptomen nach anderen Infektionskrankheiten. Ein Beispiel ist das Pfeiffersche Drüsenfieber, das ebenfalls häufig ME/CFS auslöst (Choutka et al., 2022).

Reduktion des Long-COVID-Risikos durch Impfungen

Verschiedene Studien zeigen eine Halbierung des Long-COVID-Risikos nach doppelter Impfung. Diese Studien wurden von Ayoubkhani et al., Emecen et al., Kuodi et al. im Jahr 2022 und Tsampasian et al. im Jahr 2023 veröffentlicht. Eine dreifache Impfung senkt das Long-COVID-Risiko noch weiter. Dies zeigten Robertson et al., Spiliopoulos et al. im Jahr 2022 und Woldegiorgis et al. im Jahr 2023. Eine Meta-Analyse von Marra et al. im Jahr 2023 zeigt eine Reduktion des Long-COVID-Risikos. Nach doppelter Impfung sinkt das Risiko um 37 %, nach dreifacher Impfung um 69 %. ONS-Daten zeigen, dass 12 Wochen nach der Infektion etwa 4 % der Dreifach-Geimpften Long-COVID-Symptome haben. Das Long-COVID-Risiko nach einer Reinfektion sinkt laut ONS-Daten um etwa ein Viertel.

Chronifizierung der Long-COVID-Symptome

Zu Beginn der Long-COVID-Erkrankung besteht eine gute Chance auf Besserung. Nach einigen Monaten zeigt sich jedoch eine starke Tendenz zur Chronifizierung der Symptome. Von den Long-COVID-Erkrankten, die 2 Monate nach der Infektion noch Symptome hatten, berichteten 85 % auch nach einem Jahr noch von Symptomen. Dies wurde in einer Studie von Tran et al. im Jahr 2022 festgestellt. Ähnliche Zahlen zeigen sich auch nach zwei Jahren (Wahlgren et al., 2023; Mateu et al., 2023). Aus der ME/CFS-Forschung ist bekannt, dass über Jahre hinweg nur wenige Betroffene gesund werden (Cairns und Hotopf, 2005; Ghali et al., 2022).

Prävalenz von Long COVID in der Gesamtbevölkerung

Wegen des hohen Infektionsgeschehens während der Pandemie ist inzwischen ein signifikanter Teil der Bevölkerung von Long COVID betroffen. Verschiedene Erhebungen zeigen eine Long-COVID-Prävalenz von 3 bis 7 %. Diese Zahlen stammen vom ONS, CDC und Robertson et al. im Jahr 2022. Etwa 0,5 bis 1,8 % der Bevölkerung sind wegen Long COVID stark in ihrer Alltagsaktivität eingeschränkt.

Anteil von ME/CFS-Kranken bei Long COVID

Die Myalgische Enzephalomyelitis/das Chronische Fatigue Syndrom (ME/CFS) tritt oft nach Infektionen auf. Drei von vier Betroffenen melden eine vorausgegangene Infektion bei Beginn der ME/CFS-Erkrankung. Diese Erkrankung steht unter anderem im Zusammenhang mit dem Epstein-Barr-Virus, der Influenza, Enteroviren und SARS-CoV-1. Postinfektiöse Syndrome sind in der medizinischen Literatur seit mindestens 80 Jahren bekannt.

Für SARS-CoV-2 zeigen Roessler et al. (2022), dass dreimal so viele Menschen nach einer COVID-19-Infektion an ME/CFS erkranken wie die nicht infizierten Kontrollpersonen. In der Studie von Sørensen et al. (2022) berichten COVID-Erkrankte 2,7-mal häufiger von einer neuen ME/CFS-Diagnose im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nehme et al. (2022) stellten fest, dass ME/CFS über sechs Monate nach der Infektion doppelt so häufig bei SARS-CoV-2-Positiven vorkommt wie bei Kontrollen. Diese Daten bestätigen, dass auch SARS-CoV-2 ME/CFS auslösen kann.

Aus der SARS-Pandemie 2002/2003 ist bekannt, dass ein großer Anteil der hospitalisierten Personen mit schwerem Verlauf anschließend an ME/CFS erkrankte. Lam et al. (2009) diagnostizierten bei SARS-Überlebenden vier Jahre nach ihrer Hospitalisierung bei 27 % ME/CFS nach den Fukuda-Kriterien. Ähnlich hohe Anteile zeigen sich auch bei COVID-19: Über ein halbes Jahr nach der Erkrankung leiden zwischen 13 und 19 % der hospitalisierten COVID-19-Patient*innen an ME/CFS (Gonzalez-Hermosillo et al., 2021).

Nach einer US-amerikanischen Untersuchung war die Mehrheit der Long-COVID-Betroffenen, etwa 75 %, nicht hospitalisiert gewesen. Viele Studien zeigen, dass circa die Hälfte der Long-COVID-Patient*innen nach einem halben Jahr Erkrankungsdauer die Diagnosekriterien für ME/CFS erfüllt1. In den Studien sind möglicherweise schwerer betroffene Long-COVID-Erkrankte überrepräsentiert, weil diese eher die Ambulanzen aufsuchen (Selektionsbias). Betrachtet man alle Long-COVID-Betroffenen, könnte der ME/CFS-Anteil niedriger sein. Dennoch ist schon jetzt klar, dass ME/CFS eine große und relevante Subgruppe von Long COVID ausmacht. Expertinnen und Experten rechnen daher weltweit mit einem drastischen Anstieg der Zahl ME/CFS-Erkrankter infolge der COVID-19-Pandemie.

Aufgrund der großen Überschneidung von ME/CFS und Long COVID haben sich grundlegende Termini und Konzepte aus der ME/CFS-Forschung auch für Long COVID etabliert. Dazu gehören z. B. Post-Exertionelle Malaise, Pacing oder Brain Fog.

Pathophysiologie

In den letzten 30 Jahren der ME/CFS-Forschung wurden viele pathophysiologische Auffälligkeiten entdeckt und repliziert. Diese Auffälligkeiten zeigen sich nun auch bei Long COVID. Insbesondere im Gefäßsystem wurden Störungen festgestellt. Bei ME/CFS und Long COVID ist die Erweiterung der Gefäße eingeschränkt. Dieses Phänomen wird als endotheliale Dysfunktion bezeichnet. Die Dysfunktion beeinträchtigt die Fähigkeit der Blutgefäße, sich zu erweitern und zusammenzuziehen. Dadurch wird der Blutfluss und die Sauerstoffversorgung des Gewebes vermindert.

Der Blutfluss ins Gehirn ist ebenfalls reduziert. Dies kann kognitive Beeinträchtigungen und anhaltende Müdigkeit verursachen. Die verminderte Durchblutung wird oft als „brain fog“ oder „Gehirnnebel“ beschrieben. Sie führt zu Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisproblemen und mentaler Erschöpfung. Zusätzlich ist die Verformbarkeit roter Blutkörperchen reduziert. Diese Zellen sind weniger flexibel und haben Schwierigkeiten, sich durch feinere Blutgefäße zu bewegen. Dies beeinträchtigt weiter die Sauerstoffversorgung der Gewebe.

Die Blutplättchen sind überaktiviert. Dies führt zu einer erhöhten Neigung zur Bildung von Mikrothromben. Diese kleinsten Blutgerinnsel können den Blutfluss behindern. Sie tragen zu Symptomen wie Schmerzen und Schwellungen bei. Zudem gibt es eindeutige Hinweise auf einen eingeschränkten Energiestoffwechsel. Die systemische Sauerstoffversorgung ist reduziert. Der Körper kann nicht ausreichend Sauerstoff zu den Zellen transportieren, um die Energieproduktion zu unterstützen.

Bei Wiederholung eines kardiopulmonalen Belastungstests sinkt die anaerobe Schwelle deutlich. Dies zeigt, dass die Fähigkeit des Körpers, Energie ohne Sauerstoff zu produzieren, stark eingeschränkt ist. Dies führt zu einer Anhäufung von Milchsäure und anderen Metaboliten. Diese tragen zu Muskelerschöpfung und Schmerzen bei. Der Laktatspiegel im Liquor, der Flüssigkeit, die das Gehirn und Rückenmark umgibt, ist in Ruhe bereits erhöht. Dies weist auf ein anhaltendes Energiedefizit hin.

Außerdem finden sich bei ME/CFS und Long COVID Autoantikörper gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren. Diese Rezeptoren sind an der Steuerung des autonomen Nervensystems beteiligt. Sie kontrollieren wichtige Körperfunktionen. Diese Autoantikörper können eine Fehlregulation des autonomen Nervensystems verursachen. Dies führt zu einer Vielzahl von Symptomen, einschließlich Herzrasen, Blutdruckschwankungen und Verdauungsproblemen.

Diagnostik

Insbesondere in der ersten Welle der COVID-19-Pandemie hatten viele Erkrankte keinen Zugang zu Tests. Ihnen fehlt bei einer Long-COVID-Erkrankung der Beleg einer SARS-CoV-2-Infektion. Dies stellte ein erhebliches Problem dar, besonders für die Diagnose und das Verständnis der Langzeitfolgen. Ab dem dritten Tag nach Symptombeginn erhöht sich die Falsch-Negativ-Rate der PCR-Tests. Die Tests werden weniger zuverlässig, die Infektion nachzuweisen. Eine Studie von Kucirka et al. (2020) bestätigte dies. Auch Antikörpertests können negativ ausfallen, trotz einer durchgemachten Infektion. Dies führt zu Verwirrung und Unsicherheit bei den Betroffenen.

Alwan und Johnson (2021) schlagen verschiedene Diagnosemöglichkeiten vor. Ein Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns ohne andere Ursache gilt als starkes Indiz. Alternativ könnten klinische Symptome zusammen mit einer hohen Prävalenz als Kriterium dienen. Ein weiterer Ansatz ist, häufige Symptome mit dem Kontakt zu einem bestätigten Fall zu verbinden. Die Symptome müssen zur gleichen Zeit auftreten.

Die Weltgesundheitsorganisation hat den Diagnoseschlüssel U09.9! für „Post-COVID-19-Zustand, nicht näher bezeichnet“ aufgenommen. Dies erleichtert die Klassifikation und Diagnose von Long-COVID-Fällen. Es hilft, eine standardisierte Behandlung zu entwickeln.

Für Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) gibt es verschiedene Diagnosekriterien. Die drei etablierten Kriterien sind die Kanadischen Konsenskriterien (CCC), die Internationalen Konsenskriterien (ICC) und die IOM-Kriterien. Ein zentrales Merkmal dieser Kriterien ist das Kardinalsymptom „Post-Exertionelle Malaise“ (PEM). Dies beschreibt eine Verschlechterung der Symptome nach Anstrengung. Das Vorhandensein dieses Symptoms ist entscheidend für die Diagnose von ME/CFS.

ME/CFS kann spezifisch diagnostiziert werden, beispielsweise anhand der Kanadischen Konsenskriterien. Diese zielgerichtete Diagnosestellung hat dazu geführt, dass ME/CFS nicht mehr als Ausschlussdiagnose angesehen wird. Sie stellt eine spezifische und anerkannte Erkrankung dar, die gezielte Behandlungs- und Managementstrategien erfordert.


  1. Mancini et al., 2021; Kedor et al., 2022; Haffke et al., 2022; Jason und Islam, 2022; Tokumasu et al., 2022; Sotzny et al., 2022; Jason und Dorri, 2022 ↩︎