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Es ist Sport: Es sind Sportler und keine Superhumans

Lesedauer 3 Minuten

Der heutige Tag markiert den Auftakt der XVII. Paralympischen Sommerspiele in Paris, einem Ereignis, das reine sportliche Leistung in den Vordergrund stellt. Sentimentalität und Pathos sind hier fehl am Platz; die Athleten verdienen Anerkennung für ihre Fähigkeiten und Errungenschaften. Es geht um den Sport selbst – um nichts anderes.

Bremen, 28.08.2024 (fs) – Es lässt sich nicht behaupten, dass die Werbung mangelhaft war. Im Jahr 2016 lancierte Channel 4, ein britischer Fernsehsender, eine Kampagne für die Übertragung der Paralympischen Spiele. Der Slogan lautete „We’re the Superhumans“. Untermalt von Sammy Davis Jr.s „Yes I Can“ wurden Athleten gezeigt, die trotz Rollstuhl durch die Lüfte segelten oder mit Prothesen die Laufstrecken meisterten. Begleitet wurden diese Bilder von einer Band, deren Mitglieder Beeinträchtigungen hatten, was mühelos erschien.

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Die Kampagne „We’re the Superhumans“ erlangte weltweite Beachtung und erhielt 2017 in Cannes einen Löwen als Anerkennung. Dennoch gab es Bedenken, dass der Werbespot unrealistische Erwartungen an Menschen mit Behinderungen stellen könnte. Channel 4 versicherte, in enger Zusammenarbeit mit Organisationen für Menschen mit Behinderungen zu stehen, um eine authentische Darstellung zu gewährleisten. Das Ziel war, paralympische Athleten als gleichwertig in ihren sportlichen Fähigkeiten zu olympischen Sportlern zu präsentieren.

Behinderungen müssen nicht überwunden werden

In Paris beginnen heute die siebzehnten Paralympischen Sommerspiele, ein Ereignis, das Inklusion in den Vordergrund stellt. Die Symbolik ist bedeutsam: Zum ersten Mal teilen sich die Olympischen und Paralympischen Spiele gemeinsame Maskottchen, eines davon mit einer Laufprothese. Eine weitere Neuerung ist das einheitliche Logo für beide Veranstaltungen. Das Internationale Paralympische Komitee hat im Vorfeld einen Leitfaden für angemessene Sprache veröffentlicht. Darin wird die Bezeichnung „Superhumans“ für Menschen mit Behinderungen, die sportliche Erfolge erzielen, abgelehnt.

Der Leitfaden des IPC betont, dass es wichtig ist, Menschen mit Behinderungen nicht als außergewöhnlich oder übermenschlich zu bezeichnen, nur weil sie erfolgreich sind. Die Begründung: Eine solche Überhöhung kann den Eindruck erwecken, als seien die ursprünglichen Erwartungen niedrig gewesen. Das IPC stellt sich gegen das verbreitete Narrativ, dass ein Paralympionike seine Behinderung „überwinden“ und „gegen die Beeinträchtigung kämpfen“ muss, um Erfolg zu haben. Stattdessen soll die Leistung an sich im Vordergrund stehen, ohne die Behinderung als etwas zu betrachten, das es zu „überwinden“ gilt. Es geht darum, die sportlichen Errungenschaften zu würdigen und gleichzeitig ein realistisches Bild von Menschen mit Behinderungen zu vermitteln. Dieser Ansatz fördert ein Verständnis von Inklusion, das über die sportlichen Leistungen hinausgeht und die gesellschaftliche Teilhabe in den Blick nimmt.

Der 32-jährige österreichische Para-Athlet Andreas Onea hat sich im Leben mit einer Behinderung eingerichtet. Er führt seinen Alltag mit nur einem Arm. Onea, der bei den Paralympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro eine Bronzemedaille über 100 Meter Brust gewann, ist erneut Teil des österreichischen Teams. Er lehnt die heroische Verehrung ab, die Paralympioniken oft widerfährt. Onea stellt infrage, warum das Schwimmen mit einem Arm als außergewöhnlich angesehen wird. Er betont, dass Menschen mit Behinderungen nicht pauschal als bemitleidenswert oder übermenschlich gelten sollten. Nicht jeder Mensch mit einer Behinderung sollte als Inspirationsquelle dienen, so Onea.

Para-Sportler bekommen keine Medaillen, nur weil sie behindert sind

Paralympische Athleten erhalten Medaillen nicht allein für ihre Anwesenheit. Dies verdeutlichte das Internationale Paralympische Komitee (IPC) kürzlich mit der Einführung der Kampagne „I’m not participating“. Ziel ist es, den Fokus auf den Wettkampfgeist und die sportlichen Errungenschaften der Teilnehmenden zu legen. Denn es zählt mehr als nur die Teilnahme – es geht um den Triumph und die Ehrung durch Medaillen. Das IPC richtet einen Appell an die Medien: Die Erzählungen der Athletinnen und Athleten beginnen nicht erst an der Startlinie. Obwohl Behinderungen thematisiert werden dürfen, steht in Paris der Sport im Mittelpunkt.

Von Versailles bis zum Stade de France ist kein Raum für Mitleid oder übertriebenes Pathos. Im Zentrum stehen Tore, Punkte, Distanzen und Zeiten. Ausdrücke wie „tragisch“, „Opfer“ oder „an den Rollstuhl gefesselt“ sind für die Sportler unerwünscht. Gleichzeitig sollte nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden. Ein versehentliches „See you later“ gegenüber einer sehbehinderten Person? Das kann vorkommen. Es gibt keinen Grund zur übermäßigen Selbstkritik. Gelassenheit ist sowohl im Sport als auch im Sprachgebrauch wichtig. Mit dieser Einstellung beginnen nun die Paralympischen Spiele.


Titelbild: The National Paralympic Committee of AzerbaijanTraining of Paralympic athletes from Azerbaijan in Paris before 2024 Summer Paralympics 6CC BY-SA 4.0

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